2013 – Österreich
14. Ickinger Konzertzyklus
"Eröffnungskonzert" am 27.10.13
JOSEPH HAYDN
Die Schöpfung, Hob. XXI:2
Susanne Winter, Sopran
Maximilian Kiener, Tenor
Raphael Sigling, Bass
Vokalensemble Canzone11
(Einstudierung: Tanja Wawra)
Barockorchester LaBanda
Leitung: Philipp Amelung
"Musik bei Kerzenschein" am 10.11.13
für zwei Klaviere und vierhändiges Klavier
Gabriel Fauré (1845-1924)
5 Mélodies in der Bearbeitung für Oboe und Klavier
César Franck (1822-1890)
Prélude, Choral et Fugue
Jean Françaix (1912-1997)
L‘Horloge de Flore (Blütenuhr)
für Oboe und Orchester in einer Fassung für Oboe und Klavier
Reynaldo Hahn (1874-1947)
3 Mélodies in der Bearbeitung für Oboe und Klavier
Maurice Ravel (1875-1937)
Sonatine pour Piano
Francis Poulenc (1899-1963)
Sonate für Oboe und Klavier op. 185
Klavierduo Nagaki/Schwerteck
(Sachi Nagaki, Jean-C. Schwerteck)
"Mozart-Requiem" am 24.11.13
Wolfgang A. Mozart
Requiem d-moll, KV 626
Anja Scherg, Sopran
Katharina Guglhör, Alt
Raimund Mlnarschik, Tenor
Sebastian Myrus, Bass
Festivalchor des Ickinger Konzertzyklus
(Vokalensemble Icking, Einstudierung: Peter Marino,
Singkreis Wörthsee,
Einstudierung: Andreas Sczygiol)
Barockorchester LaBanda
Philipp Amelung, Leitung
Pressestimmen:
Tonmalerei mit Esprit
Rauschender Beifall für Haydns „Schöpfung“: Das Eröffnungskonzert zum Ickinger Konzertzyklus dürfte ein Zeichen gesetzt haben.
VON CLAUDIA KOESTLER
Haydns „Schöpfung“ stand auf dem Programm der Konzertreihe, die sich heuer mit der Musik Österreichs auseinandersetzt. Und die Musiker sowie Sänger, großartig unterstützt von den Solisten Susanne Winter (Sopran), Maximilian Kiener (Tenor) und Raphael Sigling (Bass), ließen schon zu Beginn keinen Zweifel daran, dass sie das schwierige Werk meistern können.
Die beiden großen Oratorien „Die Schöpfung“ und die „Jahreszeiten“ aus Haydns Spätzeit gehören sicher zu den eindrucksvollsten Werken der Musikgeschichte. Haydns Schöpfungsoratorium erzählt allerdings nicht nur die Erschaffung der Welt, sondern ist selbst ein Kosmos der musikalischen Formen: Rezitative, Arien, Chöre und reine Orchestersätze wechseln sich in bunter Folge ab. Jedes Detail hat seine Bedeutung im großen Ganzen. Das Barockorchester „La Banda“ lief unter dem Dirigat von Philipp Amelung zu großartiger Form auf. Das Orchester meisterte die Tonmalerei des vor der Schöpfung liegenden Chaos dynamisch und nuancenreich.
Dann die Entstehung des Lichts, der Sonnenaufgang, die Erschaffung der Tiere, die in schneller Folge Klang- und Farbwechsel verlangen. Doch ob kraftvoll, strahlend oder zurückgenommen: In der Kirche Sankt Benedikt erfuhr die Haydnschen Komposition nicht alleine Kraftmeierei und Wucht, sondern klangvolle, überwältigende Farbenpracht in den musikalischen Stimmungsbildern. „La Banda“ spielte vom gehauchten Piano bis zu rasanten Läufen lebendig, agil, akzentreich, transparent und klangschön. Das Münchner Vokalensemble „Canzone 11“, das hier gastweise von Mitgliedern der „Camerata Vocalis“ Tübingen unterstützt wurde, sang engagiert, präzise und mit guter Diktion.
Für besonderen Glanz sorgten die Solisten. Die Sopranistin Susanne Winter bestach mit ihrer mühelos wirkenden Höhe und ihrem hell perlendem Timbre. Der Tenor Maximilian Kiener gestaltete seine Einsätze mit schöner, ausdrucksstarker Stimme sicher und klar und Bass Raphael Sigling beeindruckte mit seiner farbenreichen Stimme und Gestaltung.
Isar-Loisachbote, 29.10.2013
Meister im Klavierspiel zu vier Händen
Icking – Sachi Nagaki und Jean-Christophe Schwerteck sind Meister im Klavierspiel zu vier Händen. Bei ihrem Auftritt im Rahmen des Ickinger Konzertzyklus’ belegten sie dies eindrucksvoll.
VON CLAUDIA KOESTLER
Eine ganz besondere Kunst ist das Klavierspiel zu vier Händen. Denn dabei ist die musikalische Gleichstimmung der Partner von größter Bedeutung. Das Tübinger Ehepaar Sachi Nagaki und Jean-Christophe Schwerteck sind Meister dieser Kunst. Bei ihrem Auftritt im Rahmen des Ickinger Konzertzyklus’ belegten sie dies eindrucksvoll in der Ickinger Auferstehungskirche.
Extra ein Programm maßgeschneidert
Seit ihrem gemeinsamen Studium in Finnland und in St. Petersburg bilden die beiden, die auch als Solisten und Kammermusiker agieren, zusammen ein Klavierduo, das sich bereits auf internationaler Ebene einen ausgezeichneten Ruf erworben hat. Für ihren ersten Auftritt in Icking hatten sie extra ein Programm maßgeschneidert, das das Publikum zahlreich lockte und mit Spielwitz, Virtuosität und Klangschönheit bestach.
Von Johann Nepomuk Hummel etwa spielten sie dessen Klavierduo es-Moll. Von Franz Schubert hatten sie dessen aufwühlendes Spätwerk „Allegro“ in a-moll, auch „Lebensstürme“ genannt, im Gepäck sowie das „Rondo“ in A-Dur. Es folgte Gustav Mahlers „Adagietto“ aus der Symphonie Nr. 5 und „Six for Two“ von Ernst Krenek. Auch wenn seine Werke relativ selten gespielt werden und „Six for Two“ hier gar erstmals in Bayern erklang, so gilt der 1991 verstorbene Komponist als einer der wichtigsten Komponisten Österreichs des 20. Jahrhunderts und seine Werke als Fortführungen der österreichischen Romantik in die Moderne. Vollkommene Harmonie bewiesen Nagaki und Schwerteck auch in Mozarts Sonate D-Dur (KV 448), die einzige Sonate, die der Komponist je für zwei Klaviere geschaffen hat.
Die besondere Stimmung des Konzerts
Der räumlichen Wirkung des Klavierduospiels kam in Icking besonders dann Bedeutung zu, wenn sich aus dem synchronen Zusammenspiel ganz selbstverständliche Dialoge mit einzelnen Motiven entwickelten. Dynamische Differenzierungen eröffneten Räume, in denen sich Spannungsbögen wunderbar entfalten konnten. Dazu kam die besondere Stimmung des Konzerts: Denn Kerzenschein beleuchtete die Kirche, was die Atmosphäre weiter verdichtete. Letztlich aber zählte, dass Nagaki und Schwerteck haben, was ein stimmiges Duo braucht: Sie verstehen sich blind, sie verfolgen dasselbe Ziel und verwenden harmonierende Mittel, um es zu erreichen. Zwei Herzen und eine Klavierseele also.
Isar-Loisachbote, 13.11.2013
Unsterbliches am Totensonntag
Icking - Die Aufführung von Mozarts Requiem d-Moll hatte den Charakter eines Großereignisses. Auch wenn es nicht zum ersten Mal im Rahmen des Ickinger Konzertzyklus’ zu hören war, verliert es nicht an Anziehungskraft.
VON CLAUDIA KOESTLER
Großes Gedränge auf der Bühne, volle Reihen im Publikum: Bereits optisch bekam die Aufführung von Mozarts Requiem d-Moll am Sonntag in der Ebenhausener Kirche St. Benedikt den Charakter eines Großereignisses. Viel Werbung war im Vorfeld nicht nötig gewesen. Denn auch wenn das Mozart-Requiem nicht zum ersten Mal im Rahmen des Ickinger Konzertzyklus’ zu hören war, verliert es nicht von seiner Anziehungskraft.
Mozarts Requiem wurde mit
„Laudate dominum“ und „Ave verum“ ergänzt
Zudem macht der musikalische Leiter Philipp Amelung immer wieder neugierig auf seine ambitionierten Projekte, auf die er alle Kräfte von Chor und Orchester fokussiert. Da allerdings Mozarts Requiem recht kurz ist, wurde es hier mit Mozarts „Laudate dominum“ und „Ave verum“ ergänzt. Dazu las die Schauspielerin Belle Schupp Gedichte von Rainer Maria Rilke wie „Herbsttag“ und „Tod der Geliebten“ sowie Hilde Domins „Die schwersten Wege“.
Die Mozart-Aufführung des Requiems im Anschluss geriet daraufhin konsequent zu einem Denkmal barocker Klangpracht, zu einem feierlichen Schlusspunkt dank hochkarätiger Sänger und Musiker. Da kam es nicht auf den einzelnen Textaspekt an, auf narrative Exaktheit, sondern auf Wucht und Emotionen angesichts der letzten Dinge. Trotzdem formten die Vokalisten, also der Festivalchor des Konzertzyklus, der sich aus dem Vokalensemble Icking und dem Vokalensemble Fünfseenland zusammensetzte, sorgfältig die entscheidenden Textpassagen in ihrer Ausdruckskraft. Stilsicher und exzellent gesellte sich dazu das Barockorchester „LaBanda“, ein Klangkörper von spielerischer Selbstverständlichkeit mit fundierter Tiefe, dramatischer Kraft und federnder Leichtigkeit.
Charakter der Totenmesse
Der Charakter der Totenmesse wurde immer wieder mit gewichtig-ernsten Akzenten von Pauke und Bläsern unterstrichen: Dieses Requiem vergaß bei aller schwelgerischen Melodik nie, dass es eine Totenmesse ist. In der Akustik der Kirche vermischte sich das alles zu einem bewegenden Klangereignis, das die Würde des Werks und seines liturgischen Ernstes wahrte. Im Solistenquartett fielen die dramatischen Akzente des Bassisten Sebastian Myrus auf, der in strahlendem Glanz schwebende Sopran von Anja Scherg. Dazu der souveräne Tenor von Raimund Mlarschnik und die raumgreifende Qualität der Altistin Katharina Guglhör.
Die letzte Komposition
Vieles scheint man in diesem Werk hören zu können: Dramatisches Aufbäumen, dröhnende Mahnungen, große gefühlvolle Linien und auch eine Spur von überirdischer Heiterkeit, ja Gelassenheit. Aber da hatte der Tod Mozart schon die Feder aus der Hand genommen: Das Requiem von 1791 ist Mozarts letzte Komposition. Er starb während der Arbeit an diesem Auftragswerk. Sein Schüler Franz Xaver Süßmayr vollendete es.
Nach kurzer, andächtiger Stille erhoben sich die Zuhörer schließlich anerkennend zum Beifall – nicht allein für die Musik, sondern für ein eindrucksvolles Gesamtkunstwerk.
Isar-Loisachbote, 27.11.2013
Susanne Winter,
Sopran
Maximilian Kiener,
Tenor
Raphael Sigling,
Bass
Sachi Nagaki,
Klavier
Jean-C. Schwerteck,
Klavier
Anja Scherg,
Sopran
Katharina Guglhör,
Alt
Raimund Mlnarschik,
Tenor
Sebastian Myrus,
Bass
Philipp Amelung,
Dirigent